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Caritas- Flüchtlings- und Integrationsberaterin Katharina Kreppold (links) hat Familie Maslo zwei Jahre lang bis zum Umzug in die Privatwohnung unterstützt. | © Caritasverband München und Freising |Müller-Ranetsberger

Ein Herz und eine Seele

Zeitschrift Sozialcourage, München, 01.11.2021

Sozialcourage 04/2021 - Winter

Ein Herz und eine Seele

Wie ein sozialer Verein dafür sorgt, dass Vermieter und Mieter gut zusammenpassen. Nina Hartmann, dritte Bürgermeisterin, Gemeinderätin und Caritas-Integrationsberaterin in Oberhaching; hat mit sieben engagierten Mitbürgern/-innen Ende 2020 „Fairmieten Oberhaching e. V.“ gegründet und bereits viermal erfolgreich bezahlbaren Wohnraum an sozial schwächer gestellte Menschen vermittelt. Einen Erfolg stellen wir vor.

Die Rosen entfalten ihre ganze Pracht, Himbeeren wachsen an den Sträuchern, Äpfel an den Obstbäumen und in den Töpfen blühen bunte Blumen. Der Rasen ist tiptop gemäht. Ein Paradies mitten in München. „Die Gartenpflege war unserem Vermieter besonders wichtig und diese übernehmen wir alle mit viel Freude. Nur meine Tomaten lassen mich im Stich“, strahlt Ilona Maslo beim Rundgang durch den großen Garten ihrer Dreizimmer-Wohnung in München-Ramersdorf, wo sie im Mai mit ihrer Familie eingezogen ist. Die bildhübsche 32-Jährige wirkt glücklich und zufrieden.  Ein Wunder, wenn man erfährt, wie viel Kummer sie in den letzten Jahren zu bewältigen hatte.
 
Sorgen um Anna, die sechsjährige Tochter
Vor rund zweieinhalb Jahren verließ die Familie ihre Heimat in der Ukraine, um nach Deutschland zu kommen. Tochter Anna benötigte dringend eine Nierentransplantation und die notwendige medizinische Versorgung war zuhause nicht gegeben. Die Stiftung „Ein Herz für Kinder“ bewilligte alle Kosten und Familie Maslo packte die Koffer. Anna bekam eine Niere von ihrer Großmutter und es gab Komplikationen. Das Organ wurde dreimal abgestoßen. „Es blieb uns nichts anderes übrig, als in Deutschland Asyl zu beantragen. In der Ukraine würde Anna nicht überleben. Unser Kind nimmt starke Medikamente und wir wissen auch nicht, wie lange die Niere arbeiten wird“, sagt die Mutter ganz leise, damit es die Sechsjährige nicht hört. Sie freue sich, wenn sie im September in die Schule komme, sagt Anna schüchtern und streicht sich über die schönen langen Zöpfe. Im Herbst hat sie Geburtstag und dann möchte sie ihre neuen Freundinnen und Freunde nach Hause einladen. Katja, die kleine Schwester, sitzt auf Papa Oleksanders Schoß und schaut mit großen blauen Augen in die Welt. Bald kommt die Dreijährige in den Kindergarten und dann wird sie schnell so gut deutsch sprechen wie Mutter und Schwester. Auch der Familienvater ist bereits am Arbeitsmarkt integriert. Er hat in einer Druckerei eine Anstellung gefunden, die ihm „sehr gut gefällt“.
 
„Fairmieten“ hilft der Familie
Fast zwei Jahre lang war die Familie in einer Gemeinschaftsunterkunft des Landratsamts München in Garching untergebracht. Nach einer Odyssee von Kiew über Erstaufnahmeeinrichtungen in mehreren deutschen Städten sind die Maslos 2019 dort gelandet. Ein Container mit zwei kleinen Zimmern, einer Miniküche und einer kleinen Dusche. „Garching war nicht so schlimm, denn wir hatten im Vergleich zu anderen Unterkünften ein bisschen Privatsphäre“, berichtet Maslo. „Auch bei uns in Oberhaching sind die Unterkünfte beispielhaft. Das ist nicht überall so“, bestätigt Nina Hartmann, dritte Bürgermeisterin, Gemeinderätin und Caritas-Integrationsberaterin in Oberhaching. Gemeinsam mit sieben engagierten Mitbürgern/-innen hat sie Ende 2020 „Fairmieten Oberhaching e.V.“ (Mehr Infos dazu im Interview!) gegründet und bereits viermal erfolgreich bezahlbaren Wohnraum an sozial schwächer gestellte Menschen vermittelt. „Es ist für uns unglaublich viel, aber zugleich eine so sinnvolle Arbeit. Wir führen mehrmals Gespräche mit allen Beteiligten, um sicherzugehen, dass alle zusammenpassen. Dann kümmern wir uns als Zwischenmieter um Besichtigungstermine, Vertragsgestaltung und das Kennenlernen“, schildert Hartmann.
 
Caritas täglich im Einsatz
Ihre Caritas-Kollegin, Flüchtlings- und Integrationsberaterin Katharina Kreppold, ist dankbar für den neuen Verein. Die 41-Jährige ist Ansprechpartnerin für die allgemeine soziale Beratung in der Unterkunft in Garching. Von Gesundheitsproblemen über die Einschulung der Kinder bis hin zu Integrationsfragen hilft sie, wo sie kann. Zum Beispiel auch bei komplexen Sachverhalten wie Briefen und Anträgen zum Asylverfahren. „Der Familie Maslo wurde inzwischen glücklicherweise ein humanitärer Aufenthalt wegen der schweren Krankheit der Tochter gewährt“, so Kreppold, die täglich mit Behördenschreiben und Anträgen zu kämpfen hat. „Diese Amtssprache versteht kein Mensch! Keiner unserer Klienten kann die Formulare ohne Unterstützung ausfüllen. Wir wünschen uns barrierefreie Behördenbriefe – nicht nur für Geflüchtete, sondern für alle Menschen in Deutschland.“  Der Ärger verfliegt aber schnell an diesem sonnigen Nachmittag im August. Sie freue sich sehr, dass die Familie Maslo die Wohnung in Ramersdorf bekommen habe. „Das ist für mich in diesem Fall wirklich alles sehr stimmig zwischen Mietern und Vermieter.“

Text: Marion Müller-Ranetsberger

INFO Der Verein sucht ständig faire Vermieter/-innen oder auch Mitglieder! Falls Sie interessiert sind, schreiben Sie bitte eine Mail an kontakt@fairmieten-oberhaching.de oder rufen Sie an unter Tel. 089 83 999 342. Mehr Infos auch unter www.fairmieten-oberhaching.de.

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von Zeitschrift Sozialcourage