„Demokratie in katholischen Kitas leben und erleben“, mit diesem Thema beschäftigte sich gestern ein pädagogischer Fachtag des Diözesan-Caritasverbands (DiCV). Rund 70 Fach- und Führungskräfte aus katholischen Kindertageseinrichtungen in München und Oberbayern nahmen daran teil. Der DiCV vertritt als Spitzenverband fast 600 katholische Kindertageseinrichtungen mit rund 49.000 Kindern in Krippen, Kindergärten, Horten und Mittagsbetreuungen.
Fachkräfte wissen, was Kinder brauchen
Caritasdirektor Prof. Dr. Hermann Sollfrank bewertete das Erleben von Demokratie und Partizipation auch im Kita-Bereich als entscheidend. Seiner Meinung nach wissen ausgebildete Fachkräfte, was Kinder brauchen. „Trauen wir uns und den Kindern doch mehr zu! Denn Demokratieerfahrung und somit Demokratieerziehung sind elementar für ein soziales Miteinander in einer pluralen Gesellschaft.“
Mehr Mitbestimmung für Kinder
Dr. Hilke Gerber, Fachreferentin für Kindertagesbetreuung im Caritasverband, ist davon überzeugt, dass Beteiligungsmöglichkeiten und das Erleben von Selbstwirksamkeit einen wesentlichen Beitrag zu einem zufriedenen Leben und der Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung leisten. Irmgard Mittermaier von der Fachstelle Spirituelle Begleitung für pädagogisches Personal in Kitas im Erzbischöflichen Ordinariat München machte deutlich: „Auch wenn die Organisationsstruktur der Kirche hierarchisch ist, Gott ist es nicht. Für ihn sind wir alle gleich wichtig und er ist uns gleichermaßen nah.“
Möglichkeiten der Beteiligung
Raingard Kauer, bis 2020 Professorin für Erziehung und Bildung an der Fachhochschule Kiel und Mitglied im Institut für Partizipation und Bildung e.V., hielt den ersten Vortrag mit dem Titel: „Was pädagogische Fachkräfte im Kita-Alltag tun können, um alle Kinder demokratisch zu beteiligen“. Kinder hätten ein Recht auf Partizipation. Partizipation sei kein Almosen, sie sei gesetzlich im SGB VIII §45 festgeschrieben. „Um dieses Recht zu sichern, ist es wichtig, dass es strukturell verankert ist und alle Kinder davon wissen und lernen es wahrzunehmen.“ Auf dem Hintergrund ihrer langjährigen Erfahrungen mit dem Projekt „Die Kinderstube der Demokratie“ betonte Knauer, dass jede Kita klären und festschreiben sollte, in welchen Bereichen Kinder selbst entscheiden, in welchen Bereichen Kinder mitentscheiden und in welchen Bereichen die Erwachsenen entscheiden. „Die Kinder werden darüber in kindgerechter Form informiert und die pädagogische Arbeit baut darauf auf.“ In einem zweiten Vortrag zeigte Simone Haaf, Referentin für das Projekt "Demokratie in Kinderschuhen. Mitbestimmung und Vielfalt in katholischen Kitas" im Bundesverband katholischer Kindertageseinrichtung, Materialien für die praktische Umsetzung von Partizipation und Demokratie in der Praxis. Am Nachmittag gab es Beteiligungsmöglichkeiten in drei unterschiedlichen Workshops. (cb/mmr)
BU: v. li. Alexa Glawogger-Feucht, Geschäftsführerin des Verbands katholischer Kindertageseinrichtungen BayernVkKB, Simone Haaf, Prof. Raingard Knauer, Dr. Hilke Gerber
Foto: Caritas München-Freising